Kerbespruch 1963

 

Seid mir gegrüßt Ihr lieben Gäst
heute zu unserm Kerbefest.
Ihr Jungen und Ihr Alten.

Ihr Mädchen und Knaben,

ich bitt Euch alle insgemein
dass Ihr ein wenig ruhig seid

und meinen Worten höret zu
die ich Euch noch weiter sagen tu. – V i v a t!

 

Vor hundert und ich weiß nicht mehr genau die Jahre
als hier von uns noch keiner war
ward unsere Kirche eingeweiht
zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut
und trotzet jedem Sturm
und ihre Glocken rufen laut
dort von dem hohen Turm.

Die laden uns zur Feier ein
und mahnen zum Gebet.

Sie bringen uns den Morgengruß
und tönen, wenn der müde Fuß
des Nachts zur Ruhe geht.
Selbst ihre Trauerklänge hallen
wenn wir nach jener Stätte wallen.

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt
dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir den Bund erneuern
und heute unsere Kirchweih feiern. – V i v a t!

 

Unser Herr Pfarrer ist ein Mann von Welt
der der Gemeinde sehr gefällt.

Er versteht es gut seine Aufgabe zu meistern
und die Gemeinde für sich zu begeistern.

Jung und Alt sind mit Ihm zufrieden
so manche frohe Stande hat er schon beschieden.

Er vertritt hier und aller Ort,

die gute Sache und Gottes Wort – V i v a t!

 

Der Bürgermeister ist immer noch der Alte,

wir lassen Ihn nach wie vor schalten und walten.

Er erfüllt seine Pflicht, und tut was er kann
er ist für das Amt der richtige Mann. – V i v a t!

 

Leute sperrt die Kinder ein
der Förster fährt ins Dorf herein.

Überall in Stadt und Land

ist unser Förster wohlbekannt.

Wenn er in seinem Wagen sitzt
mit 80 durch die Gegend flitzt.

Ihn hier anzutreffen ist sehr schwer
man sieht Ihn fast überhaupt nicht mehr.
Trifft man Ihn in Wald und Flur
dann in seinem Wagen nur. – V i v a t!

 

 

Unsere Lehrer haben einen schönen Posten
Sie kommen mit Freizeit stets auf Ihre Kosten
denn in den langen Ferienwochen
bleibt zum Verreisen genügend Zeit
an den Bodensee fahren Sie heut
und auch am Österreicherland haben Sie Ihre Freud
doch die Erholung tut Ihnen gut
denn die Schuljugend bringt sie manchmal in Wut
die Erziehung der Kinder ist ein Problem unserer Zeit

hoch leben unsere Lehrersleut. – V i v a t!

 

Der Wassermangel ist in Bärstadt immer noch groß,
das ist im Sommer den Bauern Ihr Los.

Die Tiere haben nichts zu saufen,

denn die Wochenendsiedler
kommen mit Ihren Kanistern gelaufen.

Die Leitungsrohre waren auch noch kaputt
und das Wasser lief munter die Dorfstraße hinunter.

Doch wurde der Schaden schnell behoben,

wir müssen hier den Vorstand loben.

Ein Wasserspeicher wird nun erstellt,

damit der Vorrat länger hält.

Vielleicht ist dann im nächsten Jahr,

das Trinkwasser ist bei uns nicht mehr so rar. – V i v a t!

 

Die Gemeinde weiß schon lang,

an dem Feuermelder ist keine Scheibe dran.

Doch es wurde nichts unternommen,

bis ein paar Kinder sind gekommen.

Sie haben einfach ungeniert,

den Feuermelder ausprobiert.

Kaum hatte die Sirene geheult,

kamen viele schon herbeigeeilt.

Sie traten an in aller Eile,

mit ihrem Helm und mit dem Beile.

Ein jeder wollt sehen wo es brennt,

doch die Meute kam vergeblich angerannt.

Man hatte sich einen Scherz erlaubt
und Männer Ihrer Zeit beraut.

So stand man da und guckte dumm,

und stritt zum Schluß sich noch herum.

Dies alles wäre nicht geschehen,

hätt man den Feuermelder vorher einmal nachgesehen.

Und die Moral von der Geschicht,

wenn sie wieder eingeschlagen wird,

vergesst das Erneuern nicht. – V i v a t!

 

In dieser Jahr waren die Kabelleger hier
anstatt zu arbeiten, tranken sie viel Bier.

Sie wühlten im ganzen Ort, hinten und vorn
tranken zwischendurch auch so manchen Korn,

die Straßen wurden aufgerissen
und ein Telefonkabel hineingeschmissen
zum Schluß warfen sie es zu mit Dreck
und sagten sich jetzt aber nichts wie weg.

 

Doch die Post kontrollierte die Arbeit
und sagte mit Recht
die Leistung ist für den hohen Lohn zu schlecht
kaum hatte man sich’s gedacht

war die Backesgass wieder aufgemacht.

So manchen Erdhaufen mussten sie noch einmal bewegen
und das Kabel stellenweise tiefer legen.
Denn jeder weiß auf dieser Welt
für Pfusch bekommt man nicht gleich sein Geld – V i v a t!

 

Ein Auto steuert auf Bärstadt zu
es machte nicht mal Halt vor einer Kuh.

Mit achtzig kam es um die Kurve gerast
und hatte dabei die Richtung verpasst.

Der Fahrer des Wagens hatte ein Fuhrwerk übersehen
und so ist es dann geschehen.

Der Bauer dacht, o wie verwegen
doch da hatte er auch schon im Graben gelegen.

Kühe und Wagen lagen auf einem Haufen
und das halbe Dorf ist zusammengelaufen.

Zum Glück hatte die Sache kein zu schlimmes Ende genommen
die Kühe hatten nur ein paar Schrammen bekommen.

Man hat alles schnell zusammengerafft
und bald war die Sache aus der Welt geschafft. – V i v a t!

 

Am Fischerbacher Berge, wunderschön
ist ein neues, schönes Haus zu sehen.

Diese Villa, Ihr wisst es genau

gehört Herrn Keil und seiner Frau.

Überall wohin Ihr sonst noch schaut
wurde in diesem Jahr neu gebaut
wenn das so weitergeht
vielleicht werden wir es noch erleben
wird Bärstadt noch eine Großstadt geben. – V i v a t!

 

Ein Stück weiter oben wohnt ein Mann
der sieht sich unser Dorf
schon lange von der Höhe an.

In letzter Zeit ist er sehr ergrimmt
er bildet sich ein es wäre unerhört,

dass Ihm die Gemeinde den Wasseranschluß verwehrt.

Unsre Gemeinschaft schließt sich aus
denn wir machen uns nichts daraus.

Auch ohne Ihn kommen wir zurecht,

feiern Kerb und die nicht schlecht.

 

Halt ich hätt mich bald vermessen
und meinen Mundschenk ganz vergessen.

Mein Mundschenk ach, wenn der nicht wär,
dann wär doch stets mein Gläschen leer.

Er gibt das Glas mir in die Hand
es ist gefüllt bis an den Rand
doch weil Du warst so treu bisher
trink Du für mich das Gläschen leer. – V i v a t!

 

 

Der Kerbespruch ist nun am Schluß
ich ruf Euch zu den letzten Gruß
wir wollen jetzt das Tanzbei schwingen
froh sein, springen, lachen und singen.

Euch alle ladt ich herzlich ein
zu ein paar Stunden Fröhlichkeit.

Und wer nicht liebt die Einigkeit
der soll lieber dreußen bleiben
dass unsre Freud wird nicht gestört.

Ihr habt nun alles hier gehört
was in diesem Jahr geschehn
Behüt Euch Gott auf Wiedersehen. – V i v a t!